Pacific Crest Trail
Die Kilometer vor dem Start

Der Pacific Crest Trail ist ein 4.265 km langer Fernwanderweg im Westen der USA. 

Er führt durch die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington.

Zusammen mit dem Appalachian Trail (3.500 km) und dem Continental Divide Trail (5.000 km) gehört er zu den Triple Crown Wanderwegen in den USA.

Nachdem ich vor einigen Jahren den Film „Wild“ gesehen habe, fühlte ich mich inspiriert und herausgefordert. Aus Inspiration wurde ein Wunsch, aus einem Wunsch ein Wille und aus einem Willen ein Kalendereintrag für den 09. November 2021. Es ist „Permit Day“ und es gilt eines der begehrten Tickets für die Wanderung auf dem PCT zu ergattern. Um Kontrolle über die Bewegung auf dem PCT zu behalten, wird von der PCT Association eine begrenzte Anzahl an Berechtigungen für die Wanderung ausgestellt. Zwischen dem 01. März und 31. Mai dürfen täglich 50 Wanderer ihre Tour an der mexikanischen Grenze starten. Monatelang steht der Permit Day in meinem Kalender und ich überlege mir eine Strategie, um die Chance auf einen gewünschten Starttag Mitte März zu erhöhen. Auf meiner Wanderung auf dem Korfu-Trail miete ich mir extra ein Airbnb, um mit Wlan und Strom versorgt zu sein. Es ist wie Rammstein-Tickets kaufen, nur dass hier jeder darauf hofft, fünf Monate lang hungrig und durstig mit 12 Kilo auf dem Rücken durch die Walachei laufen zu dürfen. Trotz mehrerer eingesetzter Geräte und pünktlichstem Erscheinen, verbringe ich eine Stunde in der „Warteschlange“. Als ich an der Reihe bin, sind fast alle Permits vergriffen und ich erwische nur noch einen der letzten Startplätze im Mai. Das passt mir so gar nicht, da verbrenne ich in der Wüste und erfriere in Washington. Ich setze alles auf den zweiten Permit Day am 11. Januar 2022, an dem die übrigen Berechtigungen herausgegeben werden. Obwohl ich nochmal mehr Geräte, Leute und E-Mail-Adressen involviere, bleibt es bei der langen Wartezeit. Nach fast einer Stunde sind dieses mal aber noch genug Plätze im März verfügbar und ich kann mir ein Permit für meinen gewünschten Starttag, den 10. März 2022, sichern.

Kurz darauf habe ich meinen Termin in der US-Botschaft und erhalte problemlos mein benötigtes B2-Visum. Mit Permit und Visa in der Tasche beginne ich die Zusammenstellung meines Equipments. Über Wochen verbringe ich unzählige Stunden mit Recherche, Erfahrungsberichten und Facebookgruppen vor dem Laptop. Nicht, dass es mir Spaß macht, aber ein Scheitern soll auch nicht daran liegen, dass ich das falsche Equipment herumtrage. Im besten Fall räumt mir leichtes, praktisches und verlässliches Equipment die Freiheit ein, mich mehr mit mir und meiner mentalen sowie körperlichen Verfassung zu beschäftigen. Nach wochenlangem Wiegen und Gramm zählen, komme ich in San Diego auf ein finales Gewicht von 14,97 kg inkl. 4 Liter Wasser und Essen für 4 Tage. Das ist sehr ernüchternd, nach all dem Stress hätte ich mir mehr, oder in diesem Fall weniger, erhofft.

Während der Vorbereitung zu meiner Wanderung stoße ich in Artikeln oder Foren immer wieder auf das „Warum?“. Sein persönliches „Warum?“ sei ganz wichtig, um sich in von Zweifeln und Schmerzen geplagten Momenten zu motivieren. Ja… warum? Ich möchte wissen, ob ich das kann. Ich möchte wissen, ob ich mental und körperlich in der Lage bin, fünf Monate lang zu wandern und welche Veränderungen diese Zeit mit sich bringt. Statt Leute zu beneiden, die von ihrem letzten Fernwanderabenteuer berichten, ziehe ich selber los. Ich freue mich auf die Herausforderung, auf die Natur, auf meine Trailroutine, auf die Stille, auf das einfache Leben und auf die Genügsamkeit, die einen schon die kleinsten Dinge wertschätzen lässt. Ich bin glücklich, aufgeregt, ängstlich und total berührt. Vielleicht weil ich nie etwas mehr wollte.

Los geht’s!

Liebe Grüße

ich

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Iris

    Toi, toi, toi, liebe Caro.

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